Jugendarbeitslosigkeit ist ein Sonderfall der Arbeitslosigkeit. Wer als jugendliche Arbeitslose gilt, richtet sich nach der Standarddefinition der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) (siehe unten). Die IAO definiert junge Arbeitslose als Personen, die in ihren 20er und 30er Jahren arbeitslos sind. Die Definition von jungen Arbeitslosen variiert von Land zu Land.
Begriffsdefinitionen
“NEETs” sind junge Menschen, die sich nicht in Ausbildung befinden. “Jugendliche” sind definiert als Personen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren. Der Begriff “NEET” bezieht sich auf alle jungen Menschen in der Europäischen Union, nicht nur auf diejenigen, die arbeitslos sind.
Diskussion und Kritik
Die Legitimation der gesonderten Betrachtung von Jugendlichen wird häufig gesondert betrachtet. Die Höhe der Jugendarbeitslosenquote unterscheidet sich in vielen Ländern (nach oben) von der allgemeinen Arbeitslosenquote. Die Gründe und Ursachen der Jugendarbeitslosigkeit unterscheiden sich von denen älterer Arbeitsloser. Es werden unterschiedliche Maßnahmen zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit im Vergleich zur allgemeinen Arbeitslosigkeit diskutiert.
Die Konzentration auf die Jugendarbeitslosenquote wird kritisiert, weil sie die besondere Situation der Altersgruppe der Jugendlichen nicht berücksichtigt. Ein großer Teil der 15- bis 24-Jährigen befindet sich in Ausbildung, wodurch sich die Grundgesamtheit, auf der die Quote berechnet wird, deutlich verringert. Eine “Qualifikationsverzerrung” in der Statistik entsteht, wenn sehr junge Schulabgänger uneingeschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt haben und als “arbeitslos” gezählt werden.
Ausmaß der Jugendarbeitslosigkeit
Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen ist seit 2016 gestiegen. Die Jugendarbeitslosenquote lag 2016 im Durchschnitt bei 13,1 %. In Nordafrika hatten nur 30 Prozent der jungen Frauen Zugang zum Arbeitsmarkt. Nach der COVID-19-Pandemie im Frühjahr 2020 verloren 17 % der jungen Menschen zwischen 18 und 29 Jahren (26- bis 29-Jährige) ihren Arbeitsplatz.
Von den 1990er Jahren bis 2014 lag die durchschnittliche Jugendarbeitslosenquote in den EU-Mitgliedstaaten nie unter 15 Prozent. Die europäischen Länder mit den höchsten Jugendarbeitslosenquoten sind: Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Dänemark und Luxemburg.
Im Januar 2012 erreichte die Arbeitslosenquote in den damals 27 EU-Mitgliedstaaten mit 10,1 % einen historischen Höchststand. Die Jugendarbeitslosenquote erreichte 2013 ein Rekordniveau. In der gesamten EU (ohne das Vereinigte Königreich) waren 2013 24,2 % arbeitslos.[14] In Griechenland waren im April 2013 62,5 % der jungen Menschen arbeitslos.
Die Situation innerhalb der Europäischen Union war im Jahr 2016 von extremen Unterschieden geprägt. Während Deutschland mit einer Quote von nur 7,9 Prozent arbeitsloser Jugendlicher den niedrigsten Wert innerhalb der EU zu verkraften hatte, waren in Spanien zu diesem Zeitpunkt 49,9 Prozent aller jungen Menschen arbeitslos.
Im Juli 2020 sah der Informationsdienst Wissenschaft die COVID 19-Krise als eine Kombination aus einer schweren Rezession und einem erzwungenen Wandel in der Wirtschaftsstruktur der EU-Mitgliedstaaten. Junge Menschen profitieren zum einen weniger vom Beschäftigungswachstum und sind stärker von Arbeitsplatzverlusten betroffen. Außerdem benötigen sie längere Ausbildungszeiten, um sich besser zu qualifizieren.
Einige EU-Mitgliedstaaten hatten im August 2021 niedrigere Jugendarbeitslosenquoten als im März 2020. Im Durchschnitt hatten die Staaten der Eurozone das Niveau vom März 2020 noch nicht erreicht. Spanien 33,0% (33,1%), Griechenland 30,8% (32,4%), Italien 27,3% (28,0%), Schweden 24,4% (21,1%) Kroatien 23,7% (16,2%), Portugal 22,6% (18,9%), Zypern 20,1% (15,2%), Frankreich 19,9% (20,4%) und Rumänien 19,5% (17,7%)
Trotz des Einmarsches Russlands in die Ukraine am 24. Februar 2022 und des Boykotts von russischem Erdgas und Öl lag die durchschnittliche Jugendarbeitslosenquote in der EU im September 2022 unter dem Niveau vor Beginn der COVID-19-Pandemie. (14,6 %).
Die Jugendarbeitslosenquote in Deutschland sank von 15,2 % im Jahr 2005 auf 6,2 %. In den neuen Bundesländern war die Jugendarbeitslosenquote niedriger als im Durchschnitt aller EU-Länder. Es könnte Jahrzehnte dauern, bis die 15- bis 25-Jährigen in Deutschland bis März 2020 die damals übliche Kaufkraft unter Gleichaltrigen erreichen.
Die Jugendarbeitslosenquote in Spanien ist im europäischen Vergleich besonders hoch. Schon vor der Eurokrise lag sie bei rund 20 Prozent. Während der Pandemie COVID 19 überschritt sie die 40-Prozent-Marke. Auffällig ist, dass auch viele gut ausgebildete junge Menschen in Spanien von der Arbeitslosigkeit betroffen sind.
Ursachen der Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen
Die Jugendarbeitslosigkeit steigt vor allem dann, wenn nicht genügend Schulabgänger eine Lehrstelle finden. Junge Menschen sind häufiger von prekären Arbeitsverhältnissen betroffen als ältere Menschen. Der Anteil der befristeten Arbeitsverhältnisse lag EU-weit im Jahr 2021 bei 49 % aller Beschäftigungsverhältnisse junger Menschen.
Zählte die amtliche Statistik 1991 noch 10,3 Millionen Menschen in der Altersgruppe der 15- bis 25-Jährigen (13 % der Bevölkerung), so waren es 2018 nur noch 8,6 Millionen (10 %). Als weiterer Grund für die relativ niedrige Jugendarbeitslosigkeit wird das duale System der Berufsausbildung angeführt. Viele junge Menschen, die eine Ausbildung oder einen Arbeitsplatz suchen, werden nicht als arbeitslos gezählt.
Spanien hatte ab 2007 mit den Folgen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise zu kämpfen. Dass sich Spanien so langsam von den Krisenjahren erholt, liegt vor allem an der schwachen Wirtschaftsstruktur des Landes. Es fehlen wichtige Bildungs- und Ausbildungsstrukturen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Staatliche Investitionen in diesem Bereich werden durch die immer noch hohe Staatsverschuldung behindert.
Maßnahmen zur Verbesserung der Lage junger Arbeitsloser
Im April 2017 warnte David Lam von der University of Michigan und dem Institute for the Study of Labor (IZA) vor der Annahme, dass in Ländern mit einem Rückgang der Zahl der Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Arbeitslosenquote von alleine sinkt. Weltweite empirische Studien haben gezeigt, dass grundsätzlich “größere Jugendkohorten schlechtere Arbeitsmarktchancen” haben als kleinere.
Trotz der zunehmenden Integrationsprobleme können die institutionellen Regelungen in Deutschland als “systematische” Unterstützung junger Menschen beim Übergang von der Schule in den Beruf bezeichnet werden. Dabei kommen verschiedene Instrumente der Benachteiligtenförderung zum Einsatz. Deutschland hat eine der höchsten Integrationsquoten der Welt.
Die Jugendgarantie soll dazu führen, dass in den EU-Mitgliedstaaten jungen Menschen innerhalb von vier Monaten nach dem Verlust des Arbeitsplatzes oder dem Verlassen der Schule ein hochwertiger Arbeitsplatz oder eine weiterführende Ausbildung angeboten wird. Bis 2015 ist die Jugendarbeitslosenquote in der EU um 3,4 Prozentpunkte auf 20,3 %[37] und bis 2019 auf 14 % gesunken. Im Jahr 2020 wurde die Jugendgarantie vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie umstrukturiert.
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