Die Arbeitslosenstatistik ist eine Wirtschaftsstatistik, die das quantitative Ausmaß der Arbeitslosigkeit anhand der Zahl der Arbeitslosen (Arbeitslosenquote) und der Arbeitslosenquote erfasst. Zusammen mit der Erwerbsquote ist sie einer der wichtigsten sozialökonomischen Indikatoren. Die Arbeitslosenquote ist ein Indikator für den Zustand der Wirtschaft.
Statistische Erfassung der Arbeitslosigkeit in Deutschland
Die Arbeitslosigkeit in Deutschland wird – wie in allen EU-Mitgliedsstaaten – einheitlich nach Vorgaben von Eurostat ermittelt. Die Arbeitslosenquote in Deutschland liegt derzeit bei 7,7 Prozent. Die nationale Arbeitslosenquote liegt nach den Angaben von Eurostat derzeit bei 7,6 Prozent. Es wird erwartet, dass die Quote bis Ende 2014 auf 7,8 Prozent steigen wird.
Die Arbeitslosenquote ist ein Indikator für den Arbeitsmarkt und die Beschäftigungssituation. Die Arbeitslosenquote umfasst nur Personen, die in der Regel selbst irgendwann in der Vergangenheit beschäftigt waren. Nur registrierte Arbeitslose werden in den Zähler aufgenommen, nicht alle Arbeitssuchenden, wie im folgenden Abschnitt gezeigt wird.
Die Berechnung der registrierten Arbeitslosigkeit wird von der Bundesagentur für Arbeit durchgeführt. Arbeitslos ist, wer weniger als 15 Stunden pro Woche arbeitet und jünger als das jeweilige Rentenalter ist. Die Person muss dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und bereit sein, jede zumutbare Arbeit anzunehmen. Personen, die arbeitsunfähig sind, bleiben ebenfalls unberücksichtigt.
Unterbeschäftigung wird in der Arbeitslosenstatistik in Deutschland nicht erfasst. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung beziffert die Differenz zwischen Unterbeschäftigung und offiziell registrierter Arbeitslosigkeit im Jahr 2008 auf 1,2 Millionen Menschen. Im Juli 2012 lag die Zahl aller Unterbeschäftigten, einschließlich der offiziell als arbeitslos gemeldeten Personen, in Deutschland nach einer Analyse des Statistischen Bundesamtes bei 7,4 Millionen.
Von verdeckter Arbeitslosigkeit spricht man, wenn Arbeitnehmer eher aus sozialen oder administrativen Gründen einen Job haben, aber eigentlich nicht als Arbeitskräfte gebraucht werden. Diese Formulierung wurde gegen die ehemaligen “Ostblockländer” verwendet, weil dort offiziell Vollbeschäftigung herrschte. Heute wird der Begriff unter anderem auch auf den staatlichen Sektor angewandt, wo Arbeitnehmer, die durch Sparmaßnahmen entlassen werden, nicht entlassen werden können.
Die Stille Reserve und die stille Arbeitslosigkeit werden mit den registrierten Arbeitslosen zu den Unterbeschäftigten zusammengefasst. Die Zahlen werden vor allem von der Bundesagentur für Arbeit (über ihr Forschungsinstitut IAB) und den Gewerkschaften gemeldet. Neben verschiedenen Wirtschaftsforschungsinstituten werden die Zahlen auch von der OECD und der Weltbank gemeldet.
Da die korrekte Definition von Arbeitslosigkeit umstritten ist, rückt zunehmend die Zahl der Leistungsempfänger statt der Arbeitslosen in den Fokus. Dabei werden alle Bezieher von Sozialleistungen nach dem SGB II berücksichtigt, unabhängig davon, ob sie arbeitslos sind, sich in einer Maßnahme befinden oder aus anderen Gründen keine Arbeit suchen.
Die Meldung bei der Agentur für Arbeit als arbeitslos ist eine Voraussetzung für den Bezug von Arbeitslosengeld und anderen Leistungen nach dem Dritten Sozialgesetzbuch. Auch Personen, die die Grundvoraussetzung der aktiven Arbeitssuche nicht erfüllen, melden sich arbeitslos. Sie tun dies aus freien Stücken oder weil sie keine andere Möglichkeit der sozialen Absicherung haben. Wird der Nachweis der aktiven Arbeitssuche nicht erbracht, kann dies zur Einstellung des Arbeitslosengeldes führen.
Die Arbeitslosenquote ist zu unterscheiden von den jeweiligen Zahlen, die nach nationalen Kriterien ermittelt werden. In Deutschland wird die Arbeitslosenquote vom Statistischen Bundesamt berechnet. Im Gegensatz zu den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit werden hier auch die nicht gemeldeten Arbeitssuchenden erfasst. Als arbeitslos im Sinne der ILO-Statistik gilt jede Person zwischen 15 und 74 Jahren, die weniger als eine Stunde pro Woche beschäftigt ist.
Saisonbereinigte Arbeitslosenzahl. Die Zahl der Arbeitslosen unterliegt starken saisonalen Schwankungen, die insbesondere auf Entlassungen im Baugewerbe, im Gastgewerbe und in der Landwirtschaft zurückzuführen sind. Diese Saisonbereinigung wird vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) durchgeführt. Die Bundesagentur für Arbeit weist parallel zur Zahl der Erwerbstätigen auch eine saisonbereinigte Arbeitslosenzahl aus.
In Deutschland werden Langzeitarbeitslose als Personen definiert, die seit einem Jahr oder länger arbeitslos sind. Zu den gesundheitlichen Folgen, siehe Arbeitslosigkeit#Langzeitarbeitslosigkeit. Laut einer IAQ-Studie aus dem Jahr 2015 gibt es unter den ALG-II-Empfängern viele Langzeitarbeitslose und Menschen mit multiplen Vermittlungshemmnissen.
Jugendarbeitslosigkeit ist ein Sonderfall der Jugendarbeitslosigkeit. Sie bezieht sich in der Regel auf junge Menschen zwischen dem Ende der Schulpflicht und dem Alter von 24 Jahren, die sich nicht mehr in Ausbildung befinden. Jugendarbeitslosigkeit kann sich auch auf Personen beziehen, die nach dem Verlassen der Schule arbeitslos sind. Weitere Informationen zur Jugendarbeitslosigkeit finden Sie unter youthunemployment.org.uk.
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